„Chips sind unsere Nervennahrung“, sagt Gerhild Wenzlaff und geht noch einzelne Textpassagen durch. Obwohl sie später im Morgenmantel als zeternde Christel Holstein auf der Bühne stehen wird, hält sich bei ihr – wie bei einigen anderen auch – die Aufregung in Grenzen. „Wenn ich raus gehe, habe ich das Gefühl, ich weiß nichts mehr“, gibt dagegen Kirsten Motz zu, die sich in ihrer Rolle als Nadine Oltmann recht freizügig vors Publikum wagt. Tatsächliche Textaussetzer befürchtet sie aber eher nicht: „Auf der Bühne ist dann alles wieder da“, weiß sie aus Erfahrung.
Premiere ist am schwierigsten
Mit Lampenfieber kämpft auch Heike Wenzlaff: „Ich bin immer sehr aufgeregt, wenn ich vor der Bühnentür stehe und mein Stichwort kommt.“ Ihre Rolle ist die der hochnäsigen Tochter Ronja, für die nur das Beste gut genug ist. Das kribbelige Gefühl vor dem Einsatz sei aber nur von kurzer Dauer: „Beim ersten Klatschen und den ersten Lachern fühle ich mich wieder sicher“, sagt sie und ergänzt: „Das ist wie Teamsport, hinter der Bühne fiebern wir mit den anderen mit.“ Spätestens beim Schlussapplaus wisse man, warum man das gemacht habe, meint sie und erzählt von zwiespältigen Gefühlen, die am Ende aufkommen: „Man freut sich, dass es vorbei ist und denkt doch, wie schön es war.“
Die Premiere sei die größte Herausforderung: „Wenn man den ersten Tag geschafft hat, geht man an den zweiten gelassener ran“, erzählt Gerhild Wenzlaff.
Wilken Flothmeier hat als Schädlingsbekämpfer Peer Stratmann seine Premiere bei den „Theoterlüüd“: „Ich habe früher bei der Landjugend in Bremen-Blockland mitgespielt, das ist aber schon rund 20 Jahre her“, erzählt der 46-Jährige, der in die Rolle eines 30-Jährigen schlüpft. „Da müssen wir schon ein bisschen schummeln“, meint er augenzwinkernd und freut sich, wenn er die Leute begeistern kann. „Wenn man hier zugezogen ist und dazugehören möchte, muss man sich schon engagieren“, weiß der Hobbyschauspieler.
Mit dabei sind außerdem Ralf Heesemann, Agnes Allerheiligen, Christian Kliebisch, Henry Knoop, Britta Struß und Elke Brummerloh. Regie hat Thea Ohlmann. „Die Spannung ist schon da, bis es klingelt und losgeht“, gesteht auch sie. Mit dem Schlachtruf „siehste, siehste, siehste“ starte das Team in die Vorführung. „Außerdem spucken wir uns gegenseitig über die linke Schulter, das ist unser toi,toi,toi-Wunsch, damit alles gut geht“, verrät sie.
Wenn „Tosnackerin“ Alma Oldenbüttel ihren Platz im Souffleurkasten vor der Bühne eingenommen hat, um bei Texthängern aushelfen zu können, geht es los. Nach dem Auftritt des Männergesangvereins gibt der rote Samtvorhang die Bühne frei und die Geschichte kann beginnen.
Frank Schering, genannt Hering, hat schon bessere Zeiten erlebt – früher mit seinen Kumpels in der Wohngemeinschaft „Fischdose“. Jetzt sind Alltag und Routine in seine Ehe mit Anna eingekehrt, der Haussegen hängt schon länger schief. Ein Besuch von „Scholle“ und „Zander“ aus der früheren WG ändert alles. Während Anna einen Plan ausheckt, um Frank der Untreue zu überführen, feiert er Partys mit seinen Kumpels. Tochter Ronja versucht, die ungebetenen Gäste mit Hilfe eines Kammerjägers zu verscheuchen und wird von ihrem Vater erwischt, wie sie ihre Dienste über eine zweifelhafte Begleitagentur anbietet. Das Ende der turbulenten Geschichte sei hier nicht verraten – bei den Zuschauern in Kassebruch wurde es auf jeden Fall kräftig beklatscht.
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Andrea Grotheer 02.10.2015 Weser-Kurier (Osterholzer Kreisblatt)
Komödien-Schreiben am laufenden Band
Heiko Allerheiligen schreibt plattdeutsche Theaterstücke / 2012 durch Bühnenschriftsteller Helmut Schmidt auf Geschmack gekommen
Seit 1989 ist Heiko Allerheiligen Mitglied der Theatergruppe „Kasbrooker Theoterlüüd“, in zahlreichen Aufführungen hat der Laienschauspieler bereits mitgewirkt. Bis er sich 2012 an einer Aktion des Bühnenschriftstellers Helmut Schmidt aus Oldenburg in einem sozialen Netzwerk beteiligte: Gemeinsam mit anderen Teilnehmern schrieb der 49-Jährige Kaufmann ein Bühnenstück. Dabei kam Heiko Allerheiligen auf den Geschmack – mittlerweile arbeitet das Mitglied der Kasbrooker Theoterlüüd an seiner siebten Geschichte. Beim Kassebrucher Erntefest wurde sein plattdeutsches Stück „Un denn keem Scholle“ jetzt uraufgeführt. Bei der Weltpremiere sprach der Kassebrucher mit unserer Mitarbeiterin Andrea Grotheer.
Was bedeutet Ihnen die Uraufführung ihres Stückes in ihrem Heimatort?
Das ist aufregend für mich, wenn die Bilder laufen lernen und plötzlich aus meiner Fantasie Menschen werden. „Verhext und zugenäht“, eine Komödie, die ich im vergangenen Jahr geschrieben habe, wurde ebenfalls bereits aufgeführt, allerdings in Franken.
Wo haben Sie Plattdeutsch gelernt?
Meine Eltern haben untereinander Plattdeutsch gesprochen, mit uns Kindern aber Hochdeutsch; ich kann es trotzdem sprechen. Meine Stücke schreibe ich in Hochdeutsch und übersetze sie dann. Dafür reicht es, außerdem nutze ich die Möglichkeiten des Internets und suche aus den unterschiedlichen Dialekten wie friesisches oder holsteinisches Platt das Richtige heraus.
Woher nehmen Sie die Ideen für Ihre Theaterstücke?
Die Grundidee kommt meistens aus dem wirklichen Leben, manchmal auch aus dem Fernsehen. Der Rest der Geschichte entwickelt sich von Szene zu Szene, manchmal lösche ich auch Teile beim Schreiben. Wenn ich einen Spruch aufschnappe, notiere ich ihn und baue ihn passend ein.
Wie viel Zeit benötigen Sie für ein Stück?
Vier bis sechs Monate. Ich arbeite jetzt an meinem siebten Theaterstück, schreibe nach Feierabend oder auch nachts. Zwei bis drei Wochen brauche ich für die Übersetzung ins Plattdeutsche.
Gibt es elementare Bestandteile, auf die man immer wieder zurückgreift?
Ich habe bisher überwiegend Komödien – darunter eine Kriminalkomödie – verfasst. Das ist ein bisschen wie Kaspertheater: Hänsel und Gretel sind das Liebespaar, der Polizist ist der Gute und man braucht einen Bösen. Die Basis bildet die Hauptgeschichte, in der Nebengeschichte geht es oft um das Liebespaar.
Verraten Sie Ihre aktuellen Pläne?
Ja. Ich arbeite gerade an einer makabren Komödie, in der zwei Witwen die Hauptrolle spielen, deren Hobby der Besuch von Beerdigungen ist. Sie essen jedes Mal Butterkuchen und machen es sich mit ihrer Thermoskanne im Park vor dem Friedhof gemütlich. Momentan bin ich am Ende des ersten Aktes angekommen, einen Titel gibt es noch nicht.
Von Heiko Allerheiligen bereits erschienen sind die Komödien „Wenn Fro Wagner mit Herrn Mozart“ (2012, gemeinsam mit Sonja Knudsen, Bettina Zipfel und Helmut Schmidt), „Aktion kole Fööt“ (2013), „Verhext un toneiht“ (2014), „Un denn keem Scholle“ (2014), „Vun een reisenden Doten und annere Schoten“ (2015) und „Ut dat Leven vun een Drömel“ (2015). Zu erreichen ist der Autor unter Telefon 0152/08534320 oder per Mail an theaterautor@gmx.de. Informationen über seine Theaterstücke gibt es auch auf seiner Internetseite www.theaterautor.npage.de.